Donnerstag, 31. Mai 2012

Steaktime


Good Morning! Inzwischen ist es nicht mehr ganz so kalt. Ich habe heute Nacht sogar nur eine Decke gebraucht und bin tagsüber im T-Shirt rumgelaufen. Woohoo! Niki und Marc sind gestern über Nacht nach Brisbane gefahren. Niki und ihre Familie leben eigentlich dort, aber da sie die nächsten Monate im Haus auf der Farm bleiben werden, holen die beiden noch ein paar Sachen. Die drei Jungs haben deswegen heute Nacht bei uns geschlafen und ich war heute Morgen alleine mit ihnen. Sie sind ganz gut erzogen; bis die drei fertig mit Essen, Zähne putzen und anziehen waren, hat es aber trotzdem eine Stunde gebraucht…
Wenn man bedenkt, dass Niki nur 4 Jahre älter ist als ich und sie in meinem Alter schon 3 Jungs hatte, bin ich sehr froh, dass ich das Los nicht gezogen habe. Sonst würde ich wohl zu diesem Zeitpunkt auch nicht in down under sitzen... In Australien bzw. Queensland scheint das aber normal zu sein. Hier hat man, glaube ich, mindestens 4 Kinder und ist mit 40 schon Oma oder Opa.

Ab heute darf ich übrigens ganz alleine mit dem 4Wheeler (Geländewagen – was anderes kann man hier nicht gebrauchen, da man alle 200m durch kleine Flüsse fahren muss und kaum richtige Straßen hat) fahren. Die letzten Tage saß ich entweder auf dem Beifahrersitz oder durfte nur fahren, wenn Darell neben mir sitzt. Sie haben große Angst, dass ein Auto ausfällt, da wir sie zwingend benötigen. Deswegen sollte ich erst mal ein bisschen Fahrtraining bekommen. Wir Europäer geben nämlich immer viel zu viel Gas und hier im „bush“ kommt es drauf an beständig und langsam zu fahren... Es macht auf jeden Fall total viel Spaß hier im Gelände zu fahren und ich bin happy heute auch mal ohne Aufpasser zu fahren. Man ist ja irgendwie doch immer etwas nervös, wenn jemand neben dransitzt und jeden Schritt beobachtet.

Dienstagabend hatte ich mein erstes (australisches) Steak! Darell und Jo waren total stolz und haben gefragt, ob man ein Steak in der Größe wohl auch in Deutschland kaufen kann. So ein Steak hier ist nämlich so ziemlich doppelt so groß wie der Teller, von dem man es ist. Hammer! Das haben wir schön unter australischen Sternenhimmel und mit Bierchen auf dem Barbecue gegrillt.

Darell kauft extra immer anderes Bier, damit Marc und ich uns mal durch die australischen Biere probieren können. Im Supermarkt hat Jo mich auch gefragt, ob ich dies und jenes kenne und wenn ich es nicht kannte, hat sie es in den Einkaufskorb gepackt. Die beiden sind wirklich sehr um unser Wohl besorgt. Ich fühle mich sehr wohl. Mit beiden kann man den ganzen Tag Witze machen und sie werden nicht müde mir Sachen zu erklären. Wenn man bedenkt, dass ich gerade mal eine halbe Woche hier bin, ist das Verhältnis wirklich toll und schon sehr vertraut.

Nachdem ich gestern Unkraut in Jos Rosengarten gezupft habe und fast 2 Stunden für sie gebügelt habe, soll ich heute relaxen… Werde gleich ein Bisschen mit den Hunden trainieren und dann zu den Kälbern (sie sind schon ein paar Monate alt, nicht mehr ganz so klein. Wir nennen sie hier „weaners“) fahren.

Die drei Hunde von Jo sind Thallis (2 Jahre), Mitch (1 Jahr) und Romy (6 Monate). Thallis und Mitch hören schon sehr gut und machen sich bei der Arbeit mit dem Vieh ganz gut. Dabei kommt es drauf an, dass sie sofot parieren. Wir üben mit Ihnen im Gehege der Kälber, bleiben selbst an einer Stelle stehen und der Hund soll die Kälber auf Kommando in eine Richtung treiben. Wichtig ist, dass die Hunde sehr langsam auf das Vieh zugehen. Bei Mitch und Romy kommt es noch zu oft vor, dass sie zu schnell sind oder das Vieh richtig jagen anstatt zu stoppen, wenn sie den Befehl bekommen. Da die Hunde sogenannte working dogs sind, kommen sie nicht mit ins Haus (tun sie in Australien aber grundsätzlich auch nicht, glaube ich) und sind draußen neben dem Wohnhaus an der Kette.
Wenn ich mit ihnen trainiere, nehme ich je einen von der Kette und übe die Befehle, die bei der Arbeit mit dem Vieh (cattlework) wichtig sind. Romy ist ja erst 6 Monate, stellt sich dazu aber leider auch reichlich doof an. Jo regt sich immer über sie auf. Bin gespannt, wie sie sich die nächsten Wochen entwickelt.

So, ich werde dann mal Wäsche waschen und die Spülmaschine ausräumen. Fühl mich schon wie ne richtige Hausfrau. Haha. Danach knöpf ich mir Romy vor.

Bin jetzt seit einer Woche in Australien, noch gar nicht so lange weg. Kommt mir schon länger vor. Ich hoffe, dass es Euch allen gut geht!!

Am Samstag ist Rodeo...

a new day


Es ist mittags, 13:30 Uhr. Marc (der Spanier) und ich sitzen vor der Glotze und entspannen bei Australian Football. Die Spieler tragen Muskelshirts ohne Ärmel und sau kurze Shorts... Nicht so schön anzusehen. Wir unterhalten uns gerade über die Ansehnlichkeit der Australier allgemein... Marc meint, die australischen Männer sind in der Regel sehr stark, gut gebaut, aber die Frauen alle sehr unansehnlich. Sein genauer Wortlaut war „fat“. Er meint, die die nicht gerade den ganzen Tag surfen, seien nur am Essen. Heute Abend werde ich wohl auch mein erstes australisches Barbecue haben, zumindest ist Steak für die „tea time“ (Abendbrot) angesagt.

Es fühlt sich schon lustig an, einen deutschen Text zu schreiben, während man sich auf Englisch unterhält und englisches Fernsehen sieht… Jo und Darell sagen, dass mein englisch sehr gut ist. Allerdings lerne ich hier gerade 200 neue Wörter am Tag. Allein, die ganzen Sachen rund um Küche und Haushalt... Die ganzen Tiere, Werkzeuge. Am Anfang habe ich mich noch angestrengt sie alle zu behalten. Jetzt denke ich mir, entweder sie bleiben nach mehrmaligem Hören hängen oder ich brauche sie danach eh nicht wieder...

Unsere kleine Welt hier besteht aus dem Wohnhaus und der „Farm“, die ca. 10 Minuten mit dem Geländewagen weg ist. Dort steht nochmal ein kleines Wohnhaus, dort leben aktuell Niki, eine der Töchter von Jo, und ihre 4 Kinder (die Jungs sind 9, 8, 7 und Georgia ist 3 Jahre alt) für die nächsten Monate, da Nikis Mann „away“ arbeitet… Niki ist 31, wir verstehen uns sehr gut und verbringen momentan am meisten Zeit miteinander, da Jo den ganzen Tag arbeitet. Darell ist auch immer den ganzen Tag unterwegs. Gegenüber von unserem Wohnhaus ist eine Werkstatt, die er betreibt, außerdem haben sie noch ein kleines Sägewerk, das auch auf der „Farm“ ist. Auftragsfertigung – er arbeitet dort alleine und hat keine anderen Mitarbeiter. Das ganze muss man sich sehr klein vorstellen…

Die „Farm“ ist kein Bauernhof, sondern besteht im Wesentlichen aus Weide. Dort gibt es keine Scheune oder ähnliches. Nur Zäune, die beispielsweise die Weide für die Kälber abtrennt. Jo hat zwei Pferde, die haben auch eine Weide und dann noch die Weide, wo die Herde ist. „Weide“ ist vielleicht der falsche Begriff. Das sind hier schon etwas größere Dimensionen. Wie groß die einzelnen Weiden tatsächlich sind, vermag ich gar nicht zu sagen. Das sind eher so eigene Waldgebiete, sehr groß auf jeden Fall. Mache die kommenden Wochen mal Fotos, das man einen Eindruck bekommt.

Jo und Darell betrieben die Farm hobbymäßig. Die Herde ist auch „nur“ 40-60 Tiere groß. Deswegen habe ich viele andere Aufgaben. Die kommenden Tage kann ich hoffentlich mit Jo das erste Mal ausreiten. Die Pferde zu bewegen soll eine meiner Aufgaben sein, da Jo dazu selbst eh keine Zeit hat. Derzeit gibt es aber so viel zu tun und daher hat das nicht oberste Priorität. Bin ja auch nicht mal eine ganze Woche hier…

Mal schauen, was die nächsten Tage so passiert.

Montag, 28. Mai 2012

I think I SPIDER!!


Die dritte Nacht steht bevor. Wollte gerade ins Bett, da entdeckte ich sie… 
meine „erste“ Spinne! 
Fast handgroß, schön auf Kopfhöhe, direkt an der Wand, an der mein Bett steht. Wenn sie auf der anderen Seite des Zimmers oben in der Ecke gesessen hätte, hätte ich gar nichts gemacht; Jo und Darell meinten, mir wird hier nichts Gefährliches begegnen. Ich habe die Spinne trotzdem mal Darell gezeigt und es handelt sich um eine huntsman (Riesenkrabbenspinne). Folgenden Text habe ich mir bei wikiepedia hierzu geholt: „Im Allgemeinen werden Riesenkrabbenspinnen nicht als gefährlich angesehen. Sie beißen zwar, wenn sie provoziert werden, aber das Opfer leidet nur unter einer Schwellung und lokalen Schmerzen, die nach etwa einem Tag wieder abklingen.
Es gibt jedoch Berichte über Bisse der Gattung Neosparassus (früher Olios genannt), die lang anhaltende Schmerzen, Entzündung, Kopfschmerzen, Erbrechen und unregelmäßigen Puls verursacht haben sollen. Es ist nicht bekannt, unter welchen Umständen diese Spinnen Menschen beißen, aber man weiß, dass die Weibchen dieser Art mutig ihren Eiersack und die Jungen verteidigen.“

Na dann…
Heute habe ich fast den ganzen Tag Staub geputzt und gesaugt, morgens mit den working dogs trainiert, nachmittags nochmal und zweimal die Kälber gefüttert. Jo ist Lehrerin und musste heute den ganzen Tag arbeiten, deswegen hatte sie keine Zeit mir was neues zu zeigen. Dafür hat sie mir gestern beigebracht, dass wir immer ein Bier dabei haben müssen, wenn wir nachmittags zu den Rindern fahren. Das ist entspannender für uns und die Tiere. Die Rinder merken das angeblich, wenn wir keins dabei haben… Da bin ich ja am richtigen Ort… ha!
Gute Nacht für heute; erzähle die Tage nochmal mehr, jetzt kuschel ich mich erstmal unter meine drei Bettdecken.

Ankunft auf der Ranch

...Ich muss immer noch darüber lachen, dass tatsächlich doch so einige meinen „extra“ eingebauten Rechtschreibfehler in der Packliste gefunden haben… Musste so laut darüber lachen, dass die anderen hier mich gefragt haben, was denn so lustig sei. Erklär das dann mal auf englisch… haha! Dabei bin ich davon ausgegangen, dass die Packliste nicht mal jemand groß lesen wird. Nunja, vielleicht werde ich derartige Fehler regelmäßig einbauen. Kleine Lesekontrolle…

Auf dem Weg vom Flughafen in Rockhampton (hier liebevoll Rocky genannt) zur Ranch haben wir einen umwerfenden Sonnenuntergang beobachtet. Durch die Wolken sind unglaublich viele Farben entstanden und die Farbausbreitung wirkte riesig. Wunderbar! Echt beeindruckend. Beeindruckend war dann aber auch die Dunkelheit. Um 18 Uhr war es so finster, so schwarz sieht man den Himmel in Deutschland nie. Und selbst hier, obwohl wir nicht so im landesinneren sind, sind soooo viele Sterne zu sehen. Die beiden kennen sogar die Sterne App fürs iphone, da ein vorheriger deutscher Gast, die auch hatte. Funktioniert nämlich auch ohne Internet…

Jo hat mich vom Flughafen abgeholt. Sie Mitte 50. Darell ist ihr zweiter Mann und jünger, 43. Jo hat 5 Kinder, aber nur noch der Jüngste, Alex, er ist 14, wohnt hier. Er ist nur alle paar Wochen hier, da die Schule (boarding school) weiter weg ist. Werde ihn aber noch kennenlernen. 
Die Kinder werden vor Ort nur die ersten paar Jahre unterrichtet, alle in einer Klasse. Später müssen sie dann zur boarding school gehen.

Marc, der Spanier (doch kein Italiener, wie angekündigt), ist Ende 30. Er ist sehr ruhig, kommt aus Barcelona; sein englisch ist nicht so gut.

Auf dem Rückweg vom Flughafen haben wir Pizza geholt; der nächste Pizzadienst ist 45 Minuten entfernt!! Danach kommt nur noch Tucht... Und irgendwann die Ranch. Habe auf der Fahrt auch mein erstes Känguru in Natura gesehen. – Flach auf der Straße…

Den ersten Tag haben wir nur noch die Pizza gegessen und ein wenig gequatscht. Da es so früh dunkel ist, geht man hier gegen 21Uhr schlafen und steht dafür eher auf. In diesem Sinne good night.

Sonntag, 27. Mai 2012

Ranchstay - first day

Sehr aufmerksame Leser, hm? haha...
Handyempfang gibt es hier keinen, Internet ist extrem teuer. Die nächsten 6 Wochen wird es also wahrscheinlich keine Fotos groß geben... Versuche aber zumindest alle paar Tage mal ein Update zu geben, was ich so gemacht habe.
An Tag eins nur so viel: Es ist sau kalt!!! Heute morgen habe ich im Bett meinen Atem gesehen und unter 3 Decken heute Nacht geschlafen. Aber gut!
Jo (Mum) und Darell (Dad) sowie Marc (auch ein Gast, aus Spanien) wohnen hier derzeit. Wir haben einige Geländewagen um vom Wohnhaus zur Farm zu kommen. Eine meiner Aufgaben wird es sein morgens uns nachmittags mit dem 4Wheeler zu den Kälbern zu fahren, sie zu füttern und ein Bisschen mit ihnen rumhängen, damit sie ihre Scheu verlieren. Dabei sollen mich immer die drei verrückten working dogs begleiten. Die sind echt crazy! Die Pferde habe ich auch schon kennengelernt. Sind schon älter, total ruhig und vertrauensvoll. Da heute Sonntag ist gehts ruhiger zu. Um 14 Uhr gehts in die Gemeinde...zum Bingo! haha. Bis bald!!

Samstag, 26. Mai 2012

Weitereise nach "Rocky"

Juhu, ich habs geschafft. Rechtzeitig am Flughafen, Sicherheitskontrolle passiert (Wasserflaschen darf man hier behalten) und sitze nun am Gate. Meinen Rucksack habe ich heute morgen fast nicht zu bekommen. Dabei habe ich in Sydney nichts Zusätzliches gekauft. Die Stadt bei Sonnenschein verlassen, bleibt mir Sydney in guter Erinnerung. Ich glaube, wenn man mit Einheimischen unterwegs ist, kann man sicherlich eine coole Zeit in Sydney verbringen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist leider ein wenig enttäuschend, aber auch darauf kann man sich einstellen, wenn man nicht mit falschen Erwartungen anreist. Meine Schwester hat mir bestätigt, dass sie auch sehr enttäuscht von ihrer Unterkunft in Sydney waren, das scheint also kein Einzelfall gewesen zu sein.

Die Mitarbeiterin am Schalter eben habe ich kaum verstanden; dafür habe ich schon zwei Australiern geholfen seit ich hier sitze: Eine ältere Dame wollte wissen, ob sie am richtigen Gate sei und eine andere Frau bat mich ihren Platz freizuhalten und kurz auf ihre Sachen aufzupassen... Welch' Integration!

Gleich im Flieger werde ich wahrscheinlich erstmal schlafen. Mein Rhythmus ist noch ein wenig durcheinander. War heute Nacht von 1 bis 4 wach, in Deutschland war es um diese Zeit erst später nachmittag und die ersten paar Stunden, die ich bereits geschlafen hatte, hat mein Körper wohl als Mittagsschlaf verbucht.

Leichter Muskelkater in Waden und Sprunggelenk von meiner Wanderung gestern, schiebe ich jetzt mal auf meine Beschuhung. :-) Zudem habe ich heute Nacht dann doch eine geringfügige Rötung an meinen Wangen festgestellt. Deswegen gabs heute morgen auch gleich nen Spritzer Sonnencreme ins Gesicht! Das "Slip! Slop! Slap!", was hier jedes Kind kennt, werde ich die nächsten Tage sicherlich verinnerlichen: "Slip on a shirt, slop on sunscreen and slop on a hat!"


Mal schauen, wie ich in den nächsten Tagen Internet habe. Die Ranch ist zwar nicht ganz ab vom Schuss, aber ich will mal nicht zu viel erwarten... Bis bald!

Sydney - oder NY?


Erstmal schön 10 Stunden gepennt die erste Nacht. Meine Motivation allein die Stadt zu erkunden hielt sich heute Morgen doch in Grenzen und so habe ich bis 11 im Bett gelegen. Und dann gings los. Zu Fuß. Ich würde sagen 10-15km habe ich heute locker zurückgelegt. Ab Mittag hat die Sonne rausgeguckt und der Himmel wurde sogar blau. Todesmutig habe ich heute auch bewusst die Sonnencreme weggelassen und es ist alles gut gegangen...

Als erstes führte mein Weg nach Darling Harbour, dann vorbei an der Townhall, Queen Victoria Building und Sydney Tower zum Hyde Park und St Marys Cathedral.

Den Royal Botanic Garden fande ich, wie schon von meiner Schwester empfohlen, wirklich sehr cool. Man muss dazu sagen, dass hier nun mal gerade die letzten Züge des Herbstes sind…  Sogar die Palmen sehen ein wenig abgeblüht aus. Die Australier laufen aber größernteils trotzdem noch in kurzer Hose rum und so traue ich mich gegen Mittag auch wenigstens mal meine Jacke auszuziehen.







Vom Botanischen Garten aus hat man einen sehr geilen Blick auf Oper und Harbour Bridge. Außerdem hängen dort überall Fledermäuse (oder sowas ähnliches, hier werden die auf jeden Fall flying-foxes genannt) rum. Die sind ganz schön groß und ziemlich aktiv. Auf den ersten Blick unscheinlich:




An der Oper habe ich mich nicht wirklich lange aufgehalten, dafür bin ich einmal die Harbour Bridge hoch und runter gelaufen. Danach nen Ceasers Salad (mit pochiertem Ei und Bacon!?) in der York Street und in voller Düsterheit und bei mindestens 40 Knoten Wind zurück zum Hotel. Um 16Uhr fang die Dämmerung an, um 17Uhr war es schon komplett dunkel. Ob dass der Grund ist, dass bereits um 17Uhr die Pubs zum Afterwork voll bis oben hin sind? Sehr sympathisch, dass die es hier mit Überstunden offensichtlich nicht so ernst meinen.

Nach dem Tag kann ich nur bestätigen, dass Sydney mich absolut an New York erinnert. Super modern, trotzdem an jeder Ecke historische Gebäude und Grünanlagen. Nur die Hotdog-Wagen, an denen man sich jederzeit eine Dose Coke light kaufen kann fehlen. Auf einem Markt in „The Rocks“ habe ich dafür einen Stand mit „german Hotdogs with Sauerkraut“ gesehen.

Über den Tag verteilt haben mich sehr viele Leute angesprochen. Wie schon im Reiseführer zu lesen, sprechen gerne die älteren Australier einen an, um zu helfen und kurz einen Plausch zu halten. Und ja, das scheint tatsächlich so zu sein. Unter den jüngeren waren auffällig viele Inder und andere Nationalitäten, die bekanntermaßen keine blonden Frauen in ihrem Land haben. Ich glaube, so viele Komplimente wie heute habe ich in dem ganzen letzten Jahr in Hamburg nicht bekommen. Zum Ansprechen scheint man die ideale „hilflose“ und „alleinreisende“ Kandidatin als Touristin zu sein. Und dann braucht mann sich nicht mal überlegen, wie er einen anspricht, sondern fragt einfach nur, ob er helfen kann… Sehr interessant.

Mein Fazit zu dieser Stadt: Sydney muss man nicht zwingend sehen, New York schon. (Die Opera spielt in Längen nicht mit der Freiheitsstatue in einer Liga und beeindruckt mich genauso wie der Turm Luisenberg in Kellinghusen.) Was ich von Sydney gesehen habe, hat schon viel Charme und ist hübsch anzusehen, sicher kann man sich hier auf ein paar Tage gut beschäftigen. Ich selbst bin aber froh morgen weiterzureisen. Bin halt nicht so die Großstadtnudel, wenn es sich nicht gerade um Hamburg handelt (oder Köln zur fünften Jahreszeit). Oder es liegt mit daran, dass ich hier in kein Power-Shopping verfallen kann!??

Morgen um 13 Uhr geht mein Flieger nach Rockhampton. Einmal in Brisbane umsteigen, lande ich in „Rocky“ allerdings schon um 16:30Uhr. Die Hopf’s werden mich dort direkt am Flughafen abholen, das haben sie mir heute auch nochmal geschrieben. Sieht also gut aus, ich freue mich schon sehr - auch wenn ich mir vor Aufregung in die Hose machen könnte. Hehe…


Erste Eindrücke


Gelandet.
Bevor man an sein Gepäck kommt, gilt es zuerst die Passkontrolle zu passieren. In diversen Internetforen hab ich vorab Dialoge gefunden, bei denen es um Erfahrungen mit den „harten“ Einreisebestimmungen geht. Auf jeden Fall eine beglaubigte Bescheinigung, dass man über genug Kohle verfügt um auch ja wieder nach Hause zu fahren; Lebensmittel seien absolut verboten; selbst Süßigkeiten als Gastgeschenke seien beschlagnahmt wurden und wer fälschlicherweise angibt, er führe keine Lebensmittel  nach Australien ein, der muss mit sofortigen Strafen im vierstelligen Bereich rechnen...  Ein wenig mulmig war mir also schon, obwohl alle meine Bekannten bisher ohne Probleme „reingekommen“ sind… Letztendlich war es auch nur die ewige Warterei, die genervt hat. Ich habe eine gestandene Stunde in der Schlange gestanden, ehe ich den Stempel im Pass hatte. Vorteil: mein Gepäck lag schon auf dem Band, als ich dann mal zur „ramp“ kam.

Danach nochmal eine unorganisierte Schlange um rauszukommen (die Schlange war so lang, dass sie wie eine 8 um die einzelnen Gepäckbänder ging und sich ständig selbst gekreuzt hat - alle waren total verwirrt, weil man überhaupt nicht mehr wusste, wo jetzt  das Ende der Schlange ist…). Am Ende der Schlange musste man nochmal seinen Zettel vorzeigen, dass man auch ja nicht zu viel Bargeld in den australischen Umlauf und keine bösen Krankheiten mit ins Land bringt oder aber eben Lebensmittel. Habe natürlich brav angegeben, dass ich welche dabei habe. Der Tante am Schalter habe ich dann erklärt, dass es sich dabei um eingepackte Kekse handle und schwuupps haben sie mich ohne Aufstand „reingelassen!“.

Meine ersten 15 australischen Dollar gingen dann auch gleich für die 10 minütige Fahrt zum Hauptbahnhof (Central) drauf, von wo ich mein „Hotel“ fußläufig erreichen kann. Es regnet und hat unter 20 Grad. Prophezeie aber schon seit ich mein Flugticket im Januar gekauft habe, dass ich bei 17 Grad und Regen durch Sydney laufen werde… Also nichts mit Bondi Beach morgen. Bei nur einem Tag Aufenthalt ist eh keine Zeit für am Strand chillen. Dafür kann ich wenigstens die ganzen anderen  Sehenswürdigkeiten alle zu Fuß von meiner Unterkunft aus ablatschen.

Im Moment erinnert mich Sydney an New York, alle 2 Minuten hört man Polizeisirenen. Dazu ist es bei meiner Ankunft dunkel und unheimlich. Als ich dann bei meiner Unterkunft für die nächsten 2 Nächste ankomme, bin ich endgültig auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Das „The George Hotel“ stellt sich als Budget Backpacker Unterkunft raus und zu meiner Überraschung ist mein Zimmer nicht nur kleiner als mein Kleiderschrank in Minden, sondern verfügt auch nicht über ein eigenes Bad. Nur ein trauriges Waschbecken befindet sich neben dem Fenster zum abgefuckten Innenhof, das nicht richtig schliesst und den angenehmen Lärm der Hauptstraße reinlässt! Haha, die ganzen Monate habe ich meine Erwartungen total tief gestapelt um bloß nicht enttäuscht zu werden... Allerdings betraf dies ALLES – bis auf mein Hotel für die ersten 2 Nächte. Bei 67 $ die Nacht und Single-Room in einem „Hotel“, hatte ich zumindest einfache Mallorca-1-Sterne-Verhältnisse erwartet… Nur gut, dass ich nicht mehr Zeit für Sydney eingeplant habe; gut, es ist nun wirklich kein Weltuntergang und ich nehme es mit Galgenhumor.

Bin froh in Thailand bereits eine Backpacker-Einführung von Elli erhalten zu haben und stiefele zum Tagesabschluss in den nächsten 7eleven (Supermarkt) um mir einen Becher Fertigterrine–Nudeln zu kaufen und eine Flasche Wasser (insgesamt über 6 $). Heißes Wasser habe ich aus der „fully equipped“ Küche meiner wunderbaren Unterkunft; entscheide allerdings lieber in meinem Kleiderschrank zu Abend zu essen, da es mir die anderen Backpacker in der Gemeinschaftsküche spontan nicht so ganz angetan haben.

Wo man in diesem Hostel den Kopf hindreht, entdeckt man Warnschilder, die alles außer Atmen verbieten, insbesondere Alkoholkonsum und Rauchen. Dabei scheint dies eigentlich das einzige zu sein, dass dieses Hostel erträglich machen würde. Kann mich an Tag eins aber noch sehr gut zusammenreißen, schone mein Reisebudget und suche nicht gleich den nächsten Pub auf, um mich auf einen anständigen Einschlafpegel zu trinken. Hehe... Ich fühle mich bestätigt, dass diese Backpackerei nichts für mich ist und freue mich, dass ich mir die beiden Ranchaufenthalte organisiert habe und hoffe, dass sich meine Meinung vielleicht noch ein Bisschen verbessert, wenn ich im Sommer nur an kleinen Orten mit Strand und BBQ „backpacke“.

So, es ist Ortszeit halb 12 nachts (bei Euch in Germany erst 15:30; ich weiss, dass mein Papa gerade noch in der Uni sitzt…), werde dann wohl mal versuchen zu schlafen. Was ich morgen von Sydney zu sehen bekomme, ist es sicherlich wert, rechtzeitig aus den Federn zu steigen…

Auf geht's


Noch genau 1 Stunde und 11 Minuten und unser(e) A340-500 landet Ortszeit 18:30 in Sydney. Seit Verlassen der Haustür in Minden (Mittwoch früh um 06:06) bin ich also schon fast 28 Stunden unterwegs…. Der Flug von Düsseldorf nach Abu Dhabi verging ‚wie im Flug‘. Auf so manchen Inlandsflug kam da auf jeden Fall schon mehr Langweile auf; habe während beiden Flügen nicht mal alles geschafft, was ich mir als Beschäftigung für die lange Anreise angesammelt hatte... Heut Nacht habe ich sogar fast 8 Stunden am Stück geschlafen!! Im Flieger!! Obwohl man hier alle 2 Minuten irgendein Kind hört, dass mit diesem Langstreckenflug gequält wird. - Und mit ihm gleich alle Mitfliegenden. Vielleicht sind unsere Eltern deswegen früher meist nur mit dem Auto mit uns in den Urlaub gefahren!?

In der ersten Maschine saß eine Asiatin neben mir, meine gute Tat des Tages hatte ich bereits hinter mir, als ich ihr erklärt habe, wo denn die Kopfhörer reingesteckt werden und was ihr Sitzplatz so alles kann. :-)

In Düsseldorf heute früh ging alles sehr schnell. Keine Schlange am Schalter, kurz den Rucksack abgegeben, mit Mutti noch schnell  nen Chai Latte und um 11 ab durch die Sicherheitskontrolle. Die Sicherheitsleute waren gut  drauf, haben mich gefragt, ob ich in den Urlaub fahre. Vor lauter Gewohnheit ist mir gleich ein „Nein. Arbeiten.“ rausgerutscht. Dann musste ich über mich selbst lachen und habe noch hinzugefügt: „Auf ner Ranch. Bisschen Rinder treiben.“ Die waren sofort total fasziniert und wollten erstmal alles ganz genau wissen. So musste ich von der Sicherheitskontrolle auch direkt ins Flugzeug einsteigen.

Mein Rucksack hat es übrigens  auf nur 19kg gebracht. Wahnsinn! 23kg hätten es sein dürfen.  Vor Abreise habe ich auch noch mit 3 Lieblingsteilen aufgestockt, da noch so viel Platz war, das selbst meine Riding Boots noch in den Rucksack gepasst haben, die eigentlich fürs Handgepäck vorgesehen waren. Dafür hat es mein Handgepäck-Rucksack aber auf stolze 6,3 kg gebracht. Dank Netbook, Kameras, Reiseführer, Lesebuch usw.

Den Flug habe ich mit gemischten Gefühlen verbracht. In der einen Minute strahle ich übers ganze Gesicht vor lauter Vorfreude. - Seit Jahren stelle ich mir vor, wie es wäre mal auf einer Ranch mitzuarbeiten und jetzt bin ich tatsächlich im Begriff mir diesen Traum zu erfüllen. Und dann schlägt das Gefühl der absoluten Vorfreunde in Nachdenklichkeit um, was man alles zurücklässt und (zumindest zeitweise) aufgibt. Die letzten 6 Wochen, die ich jetzt schon arbeitsfrei hatte, waren fantastisch. So unbeschwert und endlich mal Zeit für alles, wozu man als Berufstätiger sonst gar keinen Kopf oder Zeit hat. Abends und sonntags einfach mal nicht dran denken, dass man morgen arbeiten muss und was man eigentlich alles noch erledigen muss. Insbesondere die letzten Tage in Minden waren wie eine Reise in die Jugend. Bei Mama und Papa wohnen, (fast) keine Rechnungen zahlen, jeden Tag das machen, worauf man Lust hat und viel Zeit mit den Menschen verbringen, die einem wichtig sind.

Ich könnte direkt vor Glück und Dankbarkeit anfangen zu heulen, wenn ich an die letzten Monate denke. All die tollen Menschen, die stets mit Rat, Tat und Unterstützung stets zur Seite standen. Sich Gedanken gemacht haben und keine Organisation, Bemühungen und Zeit gescheut haben, um mir nochmal eine Freude zu bereiten. Herzlichen Dank dafür!! Die Abschiedsparty in Minden und all die grandiosen Abschiedsgeschenke (auch schon zu meinem Geburtstag) waren der Hammer. Ich schätze mich wirklich glücklich so tolle Menschen zu kennen und mit so einem fantastischen „Hinterbau“ kann man nur gestärkt so ein Abenteuer antreten.  Ohne das wäre es wohl auch gar nicht möglich!!! Danke!!

So, die spielen schon das Sydney Arrival Video, ich muss also jetzt aufpassen, damit sie mich auch gleich reinlassen…

Hier noch ein kleiner Einblick aus dem Flugzeug:







Samstag, 19. Mai 2012

Die letzten Tage in Deutschland

Bis zum Abflug ist es nun nicht mal mehr eine Woche... Soeben habe ich meine Buchungsbestätigungen ausgedruckt und für meine Eltern eine Übersicht mit den ersten Adressen zusammengestellt. Der große Haufen mit den Sachen, die mit sollen, wird mit jedem Tag KLEINER. Das erste Probepacken war ziemlich ernüchternd und nun wird alles einem täglichen, knallharten Rating untergezogen. Heute hat es vor allem meine Waschtasche betroffen; dafür wurde die Reiseapotheke nochmal um Antibiothika aufgestockt.

Probiere gerade aus, wie man hier wohl Fotos berücksichtigen kann... Durch Anklicken werden sie zumindest größer und man kann direkt weiter klicken. Nun ja, mal schauen, ob ich das noch optisch etwas netter anordnen kann...